Eine Umschuldung bei Staaten funktioniert im Prinzip nicht viel anders als bei Privatleuten. Ziel ist es, die Schuldenlast zu vermindern, damit der Schuldner auf längere Sicht wieder geliehenes Geld zurückzahlen kann.
Dabei gibt es im wesentlichen drei Möglichkeiten: eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen, tilgungsfreie Zeiten sowie eine Senkung der Zinslast.
Dadurch wird über die Konditionen die Struktur der laufenden Kredite verändert, weshalb im englischen Sprachraum immer wieder von einer Umstrukturierung der Schulden ("debt restructuring") die Rede ist.
Allerdings kann eine solche Umstrukturierung gleichfalls eine Verringerung der Schulden beinhalten - also einen teilweisen Erlass, der auch als Schuldenschnitt oder im Englischen als "haircut" ("Haarschnitt") bezeichnet wird.
Die Euro-Länder haben Griechenland bereits 2012 bessere Konditionen zugestanden: Damals wurden Kreditlaufzeiten auf durchschnittlich 30 Jahre verlängert, die Geldgeber senkten die Zinsen oder verzichten für mehrere Jahre auf Zinszahlungen. Zudem muss Athen mit den eigentlichen Rückzahlungen auf die beiden bisherigen Hilfspakete erst ab 2020 beziehungsweise 2023 beginnen.
Marco Bargel, Postbank-Chefvolkswirt: Die Griechen machen einen Schritt auf die Gläubiger zu. Das war nicht zu erwarten nach dem Referendum am Sonntag. Wir sehen eine deutlich gestiegene Chance auf eine Einigung am Wochenende. Griechenland ist offenbar bereit, ein drittes Reformpaket abzuschließen. Die Märkte setzen ganz klar auf einen erfolgreichen Abschluss am Wochenende.
Jörg Krämer, Commerzbank: Bis auf kosmetische Korrekturen hat die griechische Regierung jetzt die Reformliste eingereicht, die sie ihrer eigenen Bevölkerung vor einer Woche empfohlen hat abzulehnen. Sie kann das ihren Wählern nur verkaufen, wenn sie an anderer Stelle mehr herausholt. Das spricht für weitere Schuldenerleichterungen - sei es in Form niedrigerer Zinsen, längerer Laufzeiten oder einer Absenkung des Rückzahlungsbetrags. Eine Einigung ist damit etwas wahrscheinlicher geworden - wobei man bedenken sollte, dass diese wohl einen faulen Kompromiss darstellen würde. Denn Griechenland würde wie üblich nur Reformgesetze versprechen. Die wurden bislang häufig nicht umgesetzt.
Wagenknecht spricht von Erpressung
Sahra Wagenknecht hat den Geldgebern in der Griechenlandkrise Erpressung vorgeworfen. Die jetzt vorgelegte Liste aus Athen mit Reformvorschlägen entspreche weitgehend den Kürzungsplänen, die 60 Prozent der Griechen gerade im Referendum abgelehnt hätten. "Offenbar sieht die griechische Regierung angesichts der Erpressung durch IWF, EZB und EU-Technokraten, geschlossener Banken und verzweifelter Menschen keinen anderen Ausweg mehr", sagte Wagenknecht. "Wird das Programm so beschlossen, geht die griechische Tragödie nur in eine erneute Verlängerung."
Geht es nach den deutschen Unternehmen, könnte man Griechenland fallen lassen. In einer aktuellen Analyse der DZ Bank heißt es, ein möglicher "Grexit" habe für deutsche Firmen nur noch wenig Konsequenzen.
Das Mittelmeer-Land hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren: Von 2009 bis 2012 sind die Exporte deutscher Unternehmen nach Griechenland um über 60 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro eingebrochen - und seitdem kaum mehr nennenswert gestiegen.
Ausfuhren nach Griechenland machten demnach mit 0,4 Prozent in den ersten vier Monaten 2015 nur einen sehr geringen Anteil der deutschen Exporte aus. Bei den Ausfuhren sei Griechenland von Platz 27 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands im Jahr 2008 auf Platz 38 im Jahr 2014 abgerutscht.
Bei den Importen fiel der Rückgang von Rang 42 auf Rang 47 demnach etwas glimpflicher aus. Einfuhren aus dem südeuropäischen Land waren in den ersten vier Monaten dieses Jahres nur noch für 0,2 Prozent der gesamten Importe verantwortlich.
Die Bedeutung der Euroland-Partner für die griechische Wirtschaft ist hingegen weiterhin extrem hoch.
Man sollte den Griechen die Möglichkeit einräumen ihre Schulden zu strecken. Bedingung dafür muss jedoch sein, dass binnen einer Frist von sechs Monaten eine funktionierende Steuerverwaltung aufgebaut wird unter der Leitung der Troika. Sonst stehen wir in drei Jahren wieder vor dem gleichen Problem.steff63um 12:39
Die Vertreter der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds würden nun rechnen und sehen, ob sie Sinn ergäben.
"Welchen Weg wir auch immer gehen, wir müssen morgen eine sehr weitreichende Entscheidung treffen, also müssen wir vorsichtig sein", so der Niederländer.
Frankreichs Präsident François Hollande hatte die Vorschläge zuvor als "ernsthaft und glaubwürdig" gelobt. Die Bundesregierung lehnte eine inhaltliche Bewertung zunächst ab.
Selten habe ich so hart arbeitendes Personal gesehen wie hier. Sämtliche Putzfrauen hatten drei bis vier Kinder zu Hause zu versorgen und eine 45 bis 54 Stunden-Woche im Hotel abzuleisten. Das Restaurant-Personal fing morgens um 7 Uhr an und ging um 22.30 Uhr. Dazwischen immer wieder kleinere Pausen von ein bis zwei Stunden. Einige Mitarbeiter erzählten uns, dass sie diesen Monat noch kein Gehalt bekommen hatten. Und bei allem Übel noch geschlossene Banken. In einer Versammlung wurde den Mitarbeitern "wärmstens" ans Herz gelegt beim Referendum mit Ja zu stimmen, denn sonst würden sie ihre Jobs verlieren, weil kein Tourist mehr nach Griechenland käme. Eine Schande ist das!Ellin66um 15:33
@Ellin66: Das ist der Typus Hotelbranche, das ist überall so. Auch in unserem Italien Urlaub im Mai diesen Jahres und in deutschen Kettenhotels. Das Personal sieht man von früh Morgens bis spät Abends. Fast nirgendwo arbeitet man länger für wenig Geld, als im Hotelbetrieb. Ist mir schon weltweit aufgefallen. Natürlich werden die dann bezahlt und sind nicht in der allgemeinen Ausnahmesituation wie in GR.Number fiveum 16:26
2008 war ich das erste Mal auf Kreta und habe mich über die Lebensverhältnisse dort gewundert. Familien haben auf engstem Raum zusammengelebt. Es fuhren dort Autos, die das Wort Auto nicht mehr verdienten. Eine ganze Familie fand Platz auf einem Motorrad (Kind auf dem Tank, Vater mittig und Mutter auf dem Sozius). Umzüge wurden mit offenen Transportern getätigt und das Transportgut von Menschen festgehalten usw. Da habe ich mich wirklich gefragt, ob ich in einem EU-Land bin. Es kam mir eher vor, wie in einem 3. Welt-Land. So ein armes Land braucht mehr Zeit, um sich zu entwickeln und vor allem braucht es eine Regierung, die das Geld der Reichen umverteilt. Schade, davon habe ich in der Reformliste nichts gesehen.Paulaum 16:51
Das ist doch ein kluger Schachzug der Griechen gewesen. Man "liefert" jetzt einfach die zuvor abgelehnten Reformen (aber erst mal nur auf dem Papier), und dafür will man jetzt aber über 50 Milliarden haben. Vor zwei Wochen waren diese Vorschläge nur 15 Milliarden wert. Das nenne ich mal eine gute Taktik, respektive Wertsteigerung!zweiflerum 17:16