
Wie leben die Menschen in Griechenland derzeit?
Die Kapitalverkehrskontrollen haben das Leben in dem hochverschuldeten Land verschäft: Ihre Einkäufe können die Griechen größtenteils mit Bank- oder Kreditkarten bezahlen. In den Supermärkten funktioniert das fast überall reibungslos, an den Tankstellen ist es zuweilen schwierig. "Ochi kartes" (keine Kartenzahlung) steht an vielen Zapfsäulen, obwohl dies eigentlich illegal ist. Auch viele Tavernen verlangen Bargeld. Die Gäste bekommen in den Gaststätten vom Kellner dann häufig die Ausrede zu hören: "Es tut uns leid, aber unser Kartenlesegerät ist leider defekt."
Die Unternehmer überweisen die Gehälter über das Internet, und die Beschäftigten müssen dann zusehen, wie sie an ihr Geld kommen. "Ich habe selbst kein Bargeld", sagt der Besitzer eines Athener Schuhgeschäfts. "Was soll ich machen? Ich bekomme selbst pro Tag nur 60 Euro aus dem Automaten. Damit kann ich meine Angestellten nicht bezahlen."
Die Krise und der Mangel an Bargeld führen dazu, dass Pfandhäuser wie Pilze aus dem Boden sprießen. Dort scheint kein Geldmangel zu herrschen. Ein Teil der Pfandhäuser, so wird vermutet, könnte sich nicht allein legalen Geschäften widmen, sondern auch Geldwäsche betreiben.

Frankreich will Griechenland offenbar um jeden Preis in der Euro-Zone halten: Für Premierminister Manuel Valls darf eine Umschuldung für Griechenland deshalb "kein Tabuthema" sein. Faktisch käme das einem Schuldenerlass für Griechenland gleich.
Europa dürfe einen Austritt des Landes aus der Währungsunion nicht riskieren - aus wirtschaftlichen, vor allem aber aus politischen Gründen, sagte Valls.
Der erste Austritt eines Eurolandes aus der Währungsunion hätte Auswirkungen "auf das Wachstum und die globale Wirtschaft". "Europa steht auf dem Spiel", warnte Valls. Es müsse "alles für ein Abkommen" mit Athen getan werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich bisher immer gegen einen Schuldenschnitt für Athen ausgesprochen. Dies würde grundsätzlich nichts an der Krise ändern. In zwei Jahren stünde man wieder vor derselben Situation, hatte Merkel Ende Juni gegenüber SPD-Bundestagsabgeordneten gesagt.
Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble sprach sich klar gegen einen Schuldenschnitt aus. Vor einem Treffen der Euro-Finanzminister sagte er, dass ein solcher Schritt aufgrund des Bale-Out-Verbots nicht möglich sei. Das besagt, dass Euro-Staaten nicht für die Schulden anderer Länder aufkommen dürfen.
Juncker tipp auf dem Handy - und bekommt Schelte von Rechtsaußen
Mitten in der Griechenlandkrise hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wegen der Benutzung seines Handys während einer Debatte im EU-Parlament Ärger mit einer rechtsextremen ungarischen EU-Parlamentarierin bekommen.
Krisztina Morvai beanstandete im Plenum, dass Juncker ständig in sein Handy tippe, anstatt sich der Probleme ärmerer EU-Staaten zu widmen. Juncker bezeichnete die Kritik als "dumme Rede". "Ich habe meine Arbeit getan" und "mit dem griechischen Ministerpräsidenten (Alexis Tsipras)" per SMS kommuniziert, sagte Juncker.
Tsipras trifft sich noch heute mit Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft nach Angaben eines griechischen Regierungsvertreters Ministerpräsident Alexis Tsipras noch vor dem Euro-Zonen-Gipfel am Dienstagabend. Der beginnt übrigens um 18:30 Uhr.
Unsicherheit um Griechenland belastet den Euro
Die hohe Unsicherheit um Griechenland hat den Kurs des Euro um Dienstag unter die Marke von 1,10 US-Dollar gedrückt. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde mit 1,0938 Dollar gehandelt. Im frühen Handel war der Euro noch einen Cent mehr wert gewesen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,0931 (Montag: 1,1008) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9148 (0,9084) Euro.
Russland wird Griechenland kein Geld leihen
Kurz und knapp: Moskau hat Athen eine Abfuhr erteilt - obwohl die Griechen gar nicht nach Finanzhilfe gefragt haben. Der russische Finanzminister Anton Siluanow sagt, sein Land habe sich nicht mit Darlehen an Griechenland befasst.
Tispras informierte Obama
Regierungschef Alexis Tsipras hat einem griechischen Regierungsvertreter zufolge US-Präsident Barack Obama über seinen Vorschlag zur Lösung der Krise in einem Telefonat informiert.
Die Ungewissheit über den Ausgang neuer Krisengespräche zu Griechenland hat den deutschen Aktienmarkt stark belastet. Nach einem freundlichen Handelsauftakt bröckelte der Dax im Verlauf stetig ab und notierte am Ende 1,96 Prozent tiefer bei 10.676,78 Punkten. Damit fiel der Leitindex auf das Niveau von Mitte Februar zurück.
Vorschläge von letzter Woche noch aktuell
Was wird die griechische Regierung in Brüssel anbieten? Vermutlich weniger als gedacht oder von vielen gehofft: Denn ein griechischer Regierungsvertreter erklärte, die vor einer Woche gemachten Vorschläge der griechischen Seite seien mit kleinen Änderungen weiterhin aktuell. Angestrebt werde eine Einigung, durch die das Bankensystem wieder Liquidität erhalte.
Einigung in den nächsten Stunden?
Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hält nach eigenen Worten eine Lösung im Streit mit Griechenland in den nächsten Stunden mit gutem Willen für möglich.
Über den "guten Willen" kann man nun natürlich denken, was man mag - bislang hat diesen ja keiner der Verhandlungspartner wirklich gezeigt.
Darüber sprachen Obama und Tsipras
Alexis Tsipras hat US-Präsident Barack Obama heute telefonisch über den neuesten Stand der Beratungen zur griechischen Schuldenkrise informiert. Dabei habe Tsipras Obama erklärt, dass Athen einen "Überbrückungskredit" von seinen internationalen Geldgebern wünsche, bis eine nachhaltige Lösung des Problems erreicht sei, wie aus griechischen Regierungskreisen in Brüssel verlautete.
Obama habe seinerseits die Hoffnung geäußert, dass die Verhandlungen zwischen Athen und den Gläubigern bald erfolgreich abgeschlossen werden könnten, damit Griechenland im Euroraum bleibt. Tsipras hatte am Vormittag mit US-Finanzminister Jacob Lew über das gleiche Thema gesprochen.
Die Staats- und Regierungschefs der 19 Euroländer haben in Brüssel mit Beratungen über die Lösung der griechischen Schuldenkrise begonnen
Wir stellen uns schon mal auf einen etwas längeren Abend ein, liebe Leserinnen und Leser. Deshalb haben wir auch erst einmal etwas zu Essen geordert. Ehe Sie fragen: nein, griechisch war es nicht (soweit ich weiß, haben wir hierfür nicht mal einen Lieferservice in der Stadt..).
Lösung bis Montag (mal wieder)
Griechenland dürfte nach Worten des irischen Finanzministers Michael Noonan ein umfangreiches Hilfsgesuch beim europäischen Rettungsfonds ESM stellen. Eine Vereinbarung zu Griechenland müsse bis Montag fertig sein.
Umgestaltung der Schulden scheint möglich
Die Finanzminister der Eurozone sind nach den Worten des irischen Ressortchefs offen für eine Umgestaltung der griechischen Staatsschulden. "Es gibt ein allgemeines Gefühl, dass eine Umgestaltung der Schulden akzeptabel wäre", sagte Michael Noonan dem Rundfunksender RTE. Er verwies auf Maßnahmen, die Irland ergriffen hatte wie die Verlängerung von Laufzeiten und die Reduzierung der Zinsen.
Hungeraufstände in Flüchtlingslagern befürchtet
Die schwere Finanzkrise in Griechenland könnte zu Hungeraufständen in den zahlreichen Migrantenlagern vor allem auf den Inseln der Ostägäis führen. "Die Programme (zur Versorgung mit Essen) sind ausgelaufen. Es könnte zu Revolten kommen", warnte die griechische Vize-Ministerin für Migrationspolitik, Tasia Christofilopoulou, am Dienstag im griechischen Parlament.
Bereits am Vormittag hatten Regionalgouverneure von den Ägäisinseln vor einer gefährlichen Zuspitzung der Lage in den Migrantenlagern gewarnt. Die Catering-Unternehmen seien seit Monaten nicht bezahlt worden und hätten seit Dienstag die Austeilung von Essen eingestellt, hieß es. Die Ägäis ist eine der Routen, über die Schleuser Tausende Migranten nach Europa bringen.
Die Gehälter werden ausbezahlt
Der stellvertretende griechische Finanzminister sieht kein Problem, am 13. Juli die Gehälter im öffentlichen Dienst des Landes auszuzahlen.
Übergangslösung angestrebt?
Ein griechischer Regierungsvertreter sagt, sein Land schlage eine Übergangslösung vor, um über den Juli zu kommen. Danach solle es eine langfristige Vereinbarung geben.
Nach Angaben von hochrangigen EU-Vertretern gibt es vorläufige Pläne für einen weiteren Euro-Gipfel am Sonntag, auf dem Hilfspläne für Griechenland genehmigt werden könnten. Voraussetzung sei, dass die Geldgeber mit dem Antrag auf weitere Hilfen und den damit einhergehenden Reformvorschlägen aus Athen einverstanden seien, sagt einer der Vertreter.
Eurogruppe gibt Athen neue Chance
Noch ist das Treffen der EU-Regierungschefs noch nicht vorbei, da lässt der neue griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos die Nachricht des Abends durchsickern: Die Eurogruppe will Griechenland nach Angaben des neuen Finanzministers Evklidis Tsakalotos eine "neue Chance" geben. Der "politische Wille" dazu sei da, sagte Tsakalotos am Dienstagabend in Brüssel.