Die Sorge um Griechenland ist natürlich nicht neu. Das zeigen auch die jüngsten von Wikileaks enthüllten NSA-Dokumente. Darunter befindet sich auch ein Abhörprotokoll von einem Telefongespräch, in dem sich Kanzlerin Merkel am 11. Oktober 2011 zu den damaligen Entwicklungen in Griechenland äußerte.
"Die deutsche Kanzlerin Merkel erklärte, sie sei ratlos", heißt es in Unterlagen, die Wikileaks der "Süddeutschen Zeitung", dem NDR und WDR zugänglich machte. Merkel sagte demnach, sie befürchte, dass selbst ein zusätzlicher Schuldenschnitt die Probleme nicht lösen könnte, da Athen nicht in der Lage sei, mit den verbleibenden Schulden zurechtzukommen.
Zu einem Schuldenschnitt kam es im März 2012. Die Probleme des Landes sind tatsächlich nicht gelöst.
Noch einmal hat sich Griechenlands Finanzminister Gianis Varoufakis zu Wort gemeldet: Die griechische Regierung strebe eine Vereinbarung mit den Gläubigern am Montag an. Die Regierung sei bereit, harte Maßnahmen zu akzeptieren, wenn die Schuldenlast tragfähig ist.
Die Ratingagentur "Standard & Poor's" glaubt, dass die Auswirkungen eines Grexits begrenzt wären. Er würde "wohl unmittelbar keine Folgen für die Bonitätsnoten der anderen Länder haben", so die Mitteilung.
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem nennt die Gespräche mit der griechischen Regierung "politisch hoch aufgeladen". Dadurch sei Zeit verschwendet worden. Wie es da wohl hinter verschlossenen Türen abging?
Börse bleibt unbeeindruckt
Nach starken Schwankungen in den vergangenen Tagen ist am Frankfurter Aktienmarkt am Donnerstag Ruhe eingekehrt. Im Schuldenstreit mit Griechenland scheint bis nach dem Referendum am Sonntag Stillstand zu herrschen.
Der Dax trat bis zum Nachmittag praktisch auf der Stelle. Zuletzt lag der deutsche Leitindex mit 0,09 Prozent im Plus bei 11 190,56 Punkten. Seine Tagesschwankung war mit rund 80 Punkten die geringste seit Mitte Mai.
Tritt die gesamte Regierung zurück?
Dass Varoufakis im Falle eines "Ja"-Votums beim Referendum am Sonntag zurücktreten wird, hat der griechische Finanzminister ja heute Morgen bereits verkündet. Nun gibt es jedoch Hinweise, dass nicht nur Varoufakis den Hut nimmt: Im australischen Rundfunksender ABC schloss er nicht aus, dass im Fall eines Mehrheitsvotums für die Gläubigervorschläge die gesamte Regierung zurücktreten könnte. Überraschend käme der Schritt nicht - nach einer derartigen Watsche durch die eigenen Bürger könnten Tsipras und Co. schließlich kaum glaubhaft weiterhin ihren Kurs gegenüber Europa fahren.
Dijsselbloem spricht erstmals von "Grexit"
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat die Möglichkeit eines Ausscheidens der Griechen aus der Eurozone ins Spiel gebracht, sollten die Bürger des Landes bei dem Referendum gegen die Sparforderungen stimmen. Bei einer "Nein"-Stimme gebe es nicht nur keine Basis für ein neues Hilfsprogramm, "sondern dann ist es sehr fraglich, ob es überhaupt eine Basis für Griechenland in der Eurozone gibt", sagte er im Parlament in Den Haag.
"Das ist die fundamentale Frage, um die es tatsächlich geht." Ein Ausstieg eines Landes aus dem Euro ("Grexit") ist rechtlich allerdings nicht vorgesehen. Dijsselbloem sprach von einer "äußerst ernsten" Lage.
Auch Frankreich warnt vor "Nein" der Griechen
In der Krise um Griechenland hat der französische Premierminister Manuel Valls dem Eindruck widersprochen, es gebe dabei Divergenzen zwischen Paris und Berlin. Valls dementierte im südfranzösischen Toulouse "ausdrücklich" jegliche "Distanzierung" zwischen den beiden Regierungen.
Zugleich rief er die Griechen auf, bei dem Referendum am Sonntag über die Reformforderungen der Gläubiger "mit offenen Augen abzustimmen". Sie sollten "alle Konsequenzen" eines möglichen "Nein" bei der Abstimmung bedenken - bis hin zu einem Ausscheiden aus der Euro-Zone.